Eine Tätowierung nach japanischem Vorbild entsteht
Die Idee, der Wunsch danach, besteht schon lange, doch nie war es der richtige Zeitpunkt. 2016 hat sich in meinem Leben vieles verändert und das "alte Leben" gibt es nicht mehr. Es ist Zeit, das "neue Leben" zu gestalten. Die Tätowierung wird immer an das Erlebte erinnern.
Kommt mit auf eine Reise in die japanische Tätowierkunst, die mir bislang von allen Tattoostilen immer noch am Besten gefallen hat. Ich habe mich für diesen Stil entschieden, da man mit Symbolen sehr viel ausdrücken kann. Ich bin der Meinung, dass der japanische Stil am Besten zu Erweitern ist. Man kann das Tattoo immer weiter fortführen solange noch freier Platz ist. Anfangen möchte ich mit der Brust-/Oberarmpartie auf der linken Körperseite, da es für mich eine Herzenssache ist.
Den richtigen Tätowierer zu finden ist für mich sehr wichtig. Er verändert mein Leben - von blanko auf bunt. Das Internet bietet heute viele Möglichkeiten und ich habe Glück, Über Facebook habe ich den Michael Lorber gefunden und auch einen Kunden von ihm kennengelernt, der ein japanisches Design mittlerweile an Brust und Armen trägt. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir nicht weit voneinander entfernt wohnen und arbeiten. Im September 2016 entschließe ich mich für ein erstes Kennenlernen. Ich besuche seinen Shop in Bad Tölz und merke, dass die "Chemie" stimmt. Hier fühle ich mich gut aufgehoben und bin bei einem richtigen Künstler gelandet. Für Termine ist es aktuell zu früh, da ein Umzug ansteht und ich mich dem Tattoo voll und ganz widmen - es genießen - will. Keine zwei Wochen vergehen und ich bekomme den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf, endlich Termine auszumachen. Er hat ja sowieso fast ein halbes Jahr Terminvorlauf. Bis dahin wird der Umzug perfekt sein. Der erste Termin für den 07.02.2017 steht und auch die Folgetermine sind vereinbart. Wir treffen uns zum ersten Vorzeichnen und schwimmen auf einer Welle, was Tradition im japanischen Tattoo betrifft. Ich äußere meine Wünsche bezüglich der Bedeutung der Motive und der Michi ist ein wahrer Glücksgriff, was das Wissen über die japanischen Motive betrifft. Er gibt die für mich passenden Vorschläge und wir treffen uns bei einem Entwurf. Ich hatte diverse Fotos aus dem WEB heruntergeladen und mitgenommen. Es wird ein sehr traditionell gehaltenes Tattoo werden.
Die ausgewählten Motive haben symbolhafte Bedeutung: Der Koi steht für alle positiven männlichen Attribute, Mut, Durchsetzungsvermögen, Stärke, Wohlstand und Glück. Nachdem ich mit 46 zum "Vollwaisen" geworden bin, kann man das sehr gut brauchen. Die Peonie oder auch Pfingstrose hat eine ähnliche Bedeutung. Bei mir sollen es drei im ersten Stück sein. Die drei stehen für die drei lieben Menschen, die mir schon vorangegangen sind. Eine für die geliebte Omi, eine für die geliebte Mutter und eine für den Vater. Alle drei bekommen natürlich eine für sie passende Farbgebung. Im Innenarm wird noch eine Chrysantheme erblühen, die für ein langes Leben steht.
Eine Woche später ist das erste Design fertig und es gefällt mir auf Anhieb. Es muss nichts geändert werden.
Es ist Freitag, der 24.02.2017 und der erste Termin steht an. Die Nacht war schlaflos, da es gestürmt hat und die Aufregung auch mit 46 vor einem Tattootermin nicht abnimmt. In Bad Tölz angekommen, bereitet der Michi die Geräte vor; alles wird steril eingepackt. Ich sehe zum ersten Mal live die Vorlage; sie ist wunderschön! Bisher hatte ich nur ein Foto gesehen. Der Michi bearbeitet die Vorlage, so dass er sie auf die Haut übertragen kann und schmiert mich mit einem Deoroller ein. - Ich hatte geduscht an dem Morgen - daran kann es also nicht liegen. Er sagt, dass damit die Vorlage besser hält. Muss man ja einem Tattooneuling sagen. Die Vorlage ist also drauf -> Positioncheck vor dem Spiegel:
Sitzt perfekt !
Der Hintergrund wird beim nächsten Mal gemacht
Und auf geht's - er setzt die Maschine zum ersten Mal an ....
Hatte es mir unangenehmer vorgestellt. Der erste Strich und auch alle anderen waren für mich durchaus auszuhalten; kein Einziger war so unangenehm, dass ich es bereut hätte. Man sagt der Oberarm wäre nicht so empfindlich. Auch hier gab es Stellen, die mehr zwickten, als andere. Hätte zum Beispiel gedacht, dass gerade der Bereich über dem Schultergelenk sehr empfindlich wäre. Da hat es mich überhaupt nicht gestört. Die 2 Stunden Tätowieren sind wie im Flug vorbeigezogen. Und ich hätte es durchaus länger aushalten können; aber der Anschlusstermin stand schon auf der Matte. Von einem Freund wurde mir die Suprasorb Folie empfohlen und der Michi hat auch sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Also hat er mich noch schnell "eingepackt"
Für den restlichen Tag war Ruhe angesagt. Die tätowierte Stelle hat noch für die nächsten ein bis zwei Stunden etwas "gebrannt", das ist aber fast zu heftig ausgedrückt. Ein wenig ist es das Gefühl, wie bei einer Schürfwunde. Durch die ungewohnte Folie auf der Stelle, war es auch recht warm darunter. Aber eben alles etwas, was man gut aushalten konnte. Berührungen auf der Stelle haben mir jetzt nichts ausgemacht, da das Tattoo durch die Folie gut geschützt ist. Die Bewegungsfreiheit ist etwas eingeschränkt, aber man gewöhnt sich eben an Alles. Noch dazu, wo ich den Anschlusstermin gesehen habe. Ich muss sagen, das Werk vom Michi lohnt jeden Aufwand, "Schmerz" und Unannehmlichkeit. Die Farben, die Schattierungen, die Motive sind einfach spitzenmäßig gearbeitet. Ein dickes Lob gebührt dem Künstler, dem man "nur" eine Leinwand sein darf. Und man darf es mit Stolz sein!
Samstag, der 25.02.2017 Die Nacht war ungewohnt mit der Folie - ungewohnt warm. Das Tattoo habe ich überhaupt nicht gemerkt; die Folie deckt alles gut ab. Mehr ist an dem Tag auch nicht passiert. Keine Schmerzen, kein Jucken, nur die ungewohnte Beklebung an der Stelle ist merkbar.
Sonntag, der 26.02.2017 Die Nacht war besser, die Folie empfinde ich nicht mehr als störend. Sie gehört irgendwie dazu. Ich habe den Eindruck, dass sie bei Wärme mehr Bewegungsfreiheit bietet und bei Kälte starrer wird. Michi hat empfohlen, die Folie für drei Tage drauf zu lassen. Es juckt mich schon den ganzen Tag, die Folie zu entfernen, um zu sehen, wie das Tattoo geworden ist. Unter der Folie wirkt das Tattoo etwas verschwommen. Nachdem am Montag die Arbeit wieder ruft, habe ich mich entschlossen, die Folie schon Sonntag abends zu entfernen und nicht erst am Montag. Sobald man einen Anfang erwischt hat - die Folie klebt verdammt fest - geht das Runterziehen recht gut. So stelle ich mir Enthaarung mit Wachs vor! Die Fläche ist anschließend stark gerötet aber ich wasche das Tattoo vorsichtig ab. Es ist noch etwas Farbe von der Tattoovorlage vorhanden, man sollte also mit Sachen waschen, von denen man sich eh trennen wollte. Die Outlines sind jetzt gut zu erkennen, die Haut arbeitet aber und nach einiger Zeit setzt etwas Juckreiz ein. Ein gutes Zeichen!
An manchen Stellen sind die Outlines etwas "gelblich".
Die Folie hat soweit alles gut verheilen lassen und dem Tattoo Schutz geboten. Die Reinigung erfolgt mit Wasser und LIPIKAR, einem ph-neutralem Duschgel, ohne Seife und ohne Parabene aus der Apotheke. Anschließend creme ich die Stelle mit Bepanthen Wund- und Heilsalbe ein. Die Bepanthen braucht sehr lange bis sie einzieht und ein Oberhemd, das ich zu früh angezogen habe, hat jetzt noch Fettflecken. In Österreich gibt es das GEL W von Adler Pharma. Ich kann es sehr empfehlen und kannte es vorher schon; es hilft bei leichten Verbrennungen und auch Schnittwunden. Es eignet sich zur Pflege von oberflächlichen Blessuren. Hat die beruhigende Eigenschaft von Panthenol und hoch verdünnten Mineralstoffen. Es dient zur Regeneration der Haut und bildet nach dem Abtrocknen ebenfalls eine Art Schutzfilm. Es trocknet sehr schnell ein, man könnte es fast mit dem Gefühl von Sprühpflaster auf der Haut vergleichen.
Montag 27.02.2017 Der erste Arbeitstag mit Tattoo. Unter Oberhemd und Weste ist nichts zu sehen, was mir im Job sehr wichtig ist. Das Tattoo juckt immer mal wieder, aber sonst ist alles gut. Es gibt keine Probleme, die Outlines spürt man beim Drüberstreichen kaum. Trotzdem setzte ich die Pflege, wie oben beschrieben weiter fort. Man will ja nichts falsch machen.
Dienstag 28.02.2017 Das Tattoo macht sich kaum noch bemerkbar, nur wenn die Stelle zu warm unter der Kleidung wird, juckt es immer mal wieder. Bei jedem Blick in den Spiegel bemerke ich neue Details... und die Verweildauer vorm Spiegel wird immer länger.
Mittwoch 01.03.2017 Mittlerweile spielt sich eine Routine bezüglich der Pflege des Tattoos ein. Morgens mit LIPIKAR duschen und anschließend habe ich die Pflege auf das Eincremen mit GEL W reduziert. Die Bepanthen hat sehr an den ersten Tagen geholfen, als die Haut noch gerötet war. Ob die Reaktion von der ungewohnten Folie war oder vom Tätowieren, kann ich nicht sagen. Die Wund- und Heilsalbe einmal angewendet und danach waren die Rötungen verschwunden. Das Tattoo sieht jetzt jedes Mal anders aus. Die Linien für die Schattierungen werden heller und die Outlines bleiben dunkel. Es sieht richtig gut abgeheilt aus und nichts ist mehr "gelblich"
Der nächste Termin steht erst am 10.03.2017 an und ich kann es kaum erwarten. Das Tattoo fühlt sich "verheilt" an und die Outlines kann man kaum noch spüren. Das Jucken bleibt jedoch, wenn ich zu warm angezogen bin. - Die Fotos geben leider nicht den tatsächlichen Eindruck wieder.
Ich erschrecke noch immer, wenn ich etwas Kurzärmeliges anhabe und unter dem Ärmel das Tattoo herausschaut. Und dann packt mich wieder der Stolz - der Stolz es endlich in Angriff genommen zu haben - der Stolz, den Künstler erwischt zu haben, der meine Wünsche so gut umsetzt! Im Laufe der Zeit habe ich viele japanische Tattoos gesehen - es gibt sehr viele zweit- und drittklassige und andere möchte man gar nicht in eine Kategorie einordnen. Das ist allerdings mein persönlicher Geschmack. Fast jeder Tätowierte wird sagen, dass er das schönste Tattoo hat.
Freitag 10.03.2017 Die Woche vor dem nächsten Termin ist wie im Fluge vergangen - war es die Vorfreude? Dieses Mal ist der Termin am Nachmittag und die Arbeitswoche liegt hinter mir. Der Weg nach Bad Tölz gestaltet sich anders, als beim letzten Mal, da es eine Umleitung gibt. Ich bin aber früh genug dran, so dass ich nicht in Stress gerate. Der Michi sagt, dass der Körper bzw. die Haut diese Art von äußeren Reizen beim Tätowieren merkbar macht. Also sollte man immer genug Zeit einplanen und sich auf das Tattoo einstimmen. Ich bin gespannt, was er heute alles machen wird. Mein Tattoo ist gut verheilt und wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir schon eine Woche früher starten können, aber er ist der Meister und kennt sich besser aus. Er plant die zwei Wochen Pause absichtlich ein.
Es geht los und der Michi zeichnet freihändig das Tattoo weiter auf. Die Schuppen für den Koi entstehen und ich bin begeistert mit welcher Ruhe und Selbstverständlichkeit diese Kreativität aus ihm heraus kommt. Er zeichnet ohne einen Blick auf die Vorlage, hält inne - ihm gefällt die Größe der Schuppen nicht, also nochmal abwischen und neu starten.
Anprobe passt
Er tätowiert die Linien, die mir nichts ausmachen. Eine Stelle am Oberarm spüre ich zwar mehr, als die anderen Bereiche. Aber es ist gut auszuhalten.
Michi macht sich dran und zeichnet die Bokashi's auf, die Linien für die Schattierungen, die er heute noch stechen möchte. Das Tattoo soll bis unter die Brustwarze reichen - nur wie weit? Wir einigen uns auf Zweifingerbreit unterhalb der Brustwarze. So werden die Bokashi's nicht zu lang und man kann das Tattoo später optimal weiterführen.
Wir sind ein ganzes Stück weitergekommen. Die Schattierungen unterhalb der Brustwarze im Bereich zur Achsel empfinde ich heute als ziemlich schmerzhaft. Zwischendurch kommt mir tatsächlich der Gedanke, ob ich das wirklich unbedingt haben musste. Das Ergebnis bestätigt mir jedoch wieder, dass es die richtige Wahl war und es die Unannehmlichkeiten wert sind. Das heutige Ende naht und ich bin nicht wirklich böse.
Natürlich könnte man noch weitermachen. Der Bereich zur Brustmitte ist auch wieder besser auszuhalten.
Die Schattierungen waren nicht unbedingt ein Spaziergang. Aber es ist trotzdem wunderschön geworden und der Blick auf's Werk im Spiegel vertröstet für die letzten 3 Stunden. Nach dem Reinigen der tätowierten Flächen lassen wir die Haut erst einmal zur Ruhe kommen; es sickert ein bisschen Blut aus den stark bearbeiteten Schattierungen. Damit die Suprasorb aufgeklebt werden kann, sollte der Bereich trocken sein und ein paar Minuten später ist es dann auch soweit. Michi wird noch zum "Christo von Bad Tölz" mit der Einpackerei. Aber man schont seine Kleidung enorm damit.
Ich mache mich also auf den Weg - dabei fällt mir auf, dass ich unheimlich müde bin und einen wahnsinnigen Hunger bekommen hab. Der Termin hat schon geschlaucht. Daheim angekommen, ist natürlich der erste Weg zum Spiegel. Ober- und Unterhemd haben etwas vom Blut abbekommen, das doch noch seinen Weg unter der Folie heraus gefunden hat. Mit Kaltwasser gut ausspülen - habe ich noch irgendwie im Hinterkopf und es funktioniert - beide Hemden sind gerettet!
Bei den Foto's kann man die Blutspuren noch gut erkennen. Es haben aber nur die stark schattierten Bereiche etwas geblutet. Sonst war alles ohne Probleme.
Samstag 11.03.17 Die Nacht war wieder sehr ungewohnt mit der Folie auf der Haut und der Arm mußte oft außerhalb der Bettdecke bleiben, da er doch recht warm war von der Folie und dem Tattoo. Der erste Weg führt natürlich wieder zum Spiegel und ich entdecke immer wieder neue Details.
Die Folie löst sich an manchen Stellen, da sie mit den Bewegungen nicht ganz mithalten kann. Außerdem löst sie sich an den Stellen, wo sich Blut drunter gesammelt hatte und dann entweder abgetrocknet oder sich seinen Weg unter der Folie heraus gesucht hat. Vom Tattoo spüre ich heute nichts mehr. Beim Drüberstreichen merke ich, dass die Haut noch etwas beleidigt ist.
Der Abschluß zum Rücken ist sehr schön geworden und ich freue mich schon auf den nächsten Termin am 24.03.17. Der Gedanke an die schmerzhaften Stellen ist schon wieder soweit verblasst, dass man unbedingt weitermachen möchte. Kann das süchtig machen???
Sonntag 12.03.17 Die Folie hat es dieses Mal sehr schwer den Anforderungen gerecht zu werden. Der Haushalt macht sich schließlich nicht alleine und sie löst sich an Stellen, wo viel Bewegung ist, ab.
Ich habe da wirklich nicht nachgeholfen!
Also kommt sie runter.
Man kann sehen, dass unter der Folie alles trocken ist.
Die zweite Haut hat ausgedient. Das Abziehen war viel einfacher als beim ersten Mal, da sie nicht mehr überall geklebt hat. Es waren überwiegend nur noch die Ränder fest.
Nach der Häutung und dem Duschen mit LIPIKAR gebe ich wieder die BEPANTHEN Wund- und Heilsalbe drauf und lasse sie dieses Mal lang genug einziehen. Und wieder stehe ich vorm Spiegel und bin stolz auf das, was der Michi da leistet. Das Bild wird langsam transparent. Es kommt Bewegung rein. Ich bin gespannt, wie es sich in den nächsten Tagen wieder entwickelt.
Montag 13.03.17 Das Tattoo macht sich wieder bei zu warmer Kleidung bemerkbar und es juckt mehr, als nach dem ersten Termin.
Dienstag 14.03.17 Die Haut, die bei den Schattierungen starkt beansprucht wurde, blättert ab, wie nach einem Sonnenbrand. An meine Haut lasse ich nur noch Wasser, LIPIKAR und Gel W. Die erste Tube ist gleich alle und es muß Nachschub her!
Mittwoch 15.03.17 Der Einkauf des Gel W ist beschlossene Sache und ich fahre nach der Arbeit nach Österreich zu meiner StammApotheke. 3 Tuben sollten für die nächste Zeit reichen.
Einige Stellen sind noch gelblich unterlaufen.
Es wird von Tag zu Tag schöner und die abgestorbene Haut blättert immer weiter ab. Mit dem Gel W bekomme ich den Juckreiz relativ gut in den Griff. Ansonsten komme ich damit zurecht mal eben "drüber zu streichen" und es ist dann wieder auszuhalten.
Mittwoch 22.03.17 Die gelben Flecken sind jetzt alle verschwunden und das Tattoo ist gut abgeheilt. Der nächste Termin ist am Freitag 24.03.17 und ich freue mich schon auf die guten Gespräche mit Michi und auf die Fortsetzung.
Das Motiv für den Innenarm ist fertig! Keine Ahnung, wie der Michi es jedesmal hinbekommt; er zeichnet ein Motiv und es gefällt mir auf Anhieb. Er kann da anscheinend sehr gut auf seine Kundschaft eingehen. Da spricht die jahrzehntelange Erfahrung auf alle Fälle für den Künstler. In Japan war es früher Brauch, dass der, der sich tätowieren lassen wollte, den Künstler ausgewählt hat, bzw. ihm empfohlen wurde. Der Künstler hat dann das Motiv festgelegt. Je nach Eigenschaften des Trägers wurden die Motive ausgesucht. Bei den Yakuza's ist es immer noch Brauch, dass der Chef zahlt und auch anschafft, was tätowiert wird.
Ich beschäftige mich mehr und mehr mit der Historie der japanischen Tätowierkunst. Es gibt eine Vielzahl von Büchern, die einem die unterschiedlichen Künstler aus Japan näherbringen. Das Tattoo hat mich nicht nur äußerlich verändert. Da ich bisher nur positive Erfahrungen gemacht habe, wenn ich von dem Tattoo gesprochen habe, darf es ruhig jeder wissen - ich stehe dazu; es gehört zu mir. Willkommen im neuen Leben!
Die Entscheidung für die Fortführung auf dem anderen Oberarm und Brust ist gefallen und ich werde Termine ab Herbst ausmachen. Bei der Motivwahl werde ich mich wohl ganz dem Michi anvertrauen. Wir lernen einander immer besser kennen und er wird wissen, was passen wird. Es bleibt also weiterhin spannend. So spannend, wie die Entwicklungen in der japanischen Tätowierkunst.
Freitag 24.03.17 Große Enttäuschung, der heutige Termin wurde abgesagt, aber wer weiß, wozu es gut ist. Dafür ist die Vorfreude auf den nächsten Termin 05.04.17 umso größer. Bis dahin werde ich noch mehr japanische Kultur schnuppern und mich in der Literatur vergraben.
Mittwoch 05.04.17 Dieses Mal ist der Termin erst abends um 18:00 Uhr. Der Tag davor ist schon immer aufrengend; was wird der Michi machen? Wie weit wird er kommen? Als ich in Bad Tölz ankomme hat Michi noch den Rücken einer Dame in Arbeit. Großes Stück! Große Kunst - aber nicht japanisch! Er hat einfach jeden Stil drauf. Als er bei mir anfangen will die Chrysantheme zu positionieren, sind wir uns beide nicht mehr sicher, ob das Motiv für den Innenbizeps die richtige Wahl ist. Sie würde sehr nah an der Pfingstrose sitzen. Das Original ist zu groß und wir müssten die Vorlage kleiner kopieren. Den Gedanken verschieben wir erst einmal, da der Copyshop eh schon schließt und es noch genug Drumherum zu tun gibt. Also werden die Schattierungen heute in Angriff genommen und fertiggestellt. Und ich dachte, die Stellen um die Brustwarze würde er in Ruhe lassen. Also Luft anhalten, ihn machen lassen und durchhalten. Es ist seltsam, egal mit wem ich spreche, der an schmerzhaften Stellen tätowiert ist; jeder sagt, daß es nur der Moment ist, der schmerzt, aber anschließend sagt jeder, daß es sofort, oder kurz danach weitergehen kann. Beim nächsten Termin ist der vorherige schon vergessen.
Sonntag 09.04.2017 Habe nach diesem Termin die Folie länger drauf gelassen, eine Empfehlung vom Michi. Letztes Mal waren es 48 Stunden. Dieses Mal 70 Stunden und es macht sich bemerkbar. Die Haut ist wesentlich besser abgeheilt. Habe natürlich wieder mit LIPIKAR geduscht, mit Bepanthen Wund- und Heilsalbe eingecremt und abgewartet, bis sie eingezogen ist. Das dauert wirklich sehr lange. Anschließend noch einmal das Wunder-Gel W aufgetragen und der Tag war sehr entspannt. Dank Anika Globuli ist das Tattoo noch gar nicht gelb unterlaufen. Ich werde weiterhin welche nehmen und Gel W cremen.
Der nächste Termin steht am 21.04.2017 um 9:00 Uhr an. Und ich habe schwierige Entscheidungen zu treffen. Welche Farben sollen verwendet werden. Den Koi möchte ich wohl in gelb/rot haben und die Pfingstrosen in magenta.... oder doch in rot???? Sollen die drei Pfingstrosen unterschiedliche Farben bekommen, oder doch alle eher in rosé gehalten sein. Und was soll in den Innenbizeps? Doch die Chrysantheme? Oder vielleicht eine Hannya-Maske, die die Dämonen fernhält. Eigentlich wollte ich im Blumen- / Koi Bereich bleiben, aber eine Maske habe ich im Web gesehen, die aus den Wellen herausschaut und von außen fast nicht wahrgenommen werden kann. Schwierige Entscheidung! Die nächsten zwei Wochen werden nicht einfach werden. Die Literatur hat mich heute wieder soweit gebracht, daß die Chrysantheme eigentlich am falschen Platz wäre. Pfingstrosen und Chrysanthemen blühen eben nicht zur gleichen Zeit!
Eine Entscheidung für den Koi ist gefallen, er wird in blau gehalten, da das ursprünglich angedachte gelb/rot mit der Farbe für die Pfingstrosen beißt. Ein Fotoausdruck in DIN A4, den ich mit Buntstiften zum Testen coloriert habe, hat mich überzeugt.
Freitag 21.04.2017 Ich bin wahnsinnig gespannt auf das was kommt. Hatte ich doch schon bestimmte Vorstellungen zur Farbgebung. Der Meister Michi hat mich innerhalb kurzer Zeit bezüglich der Farben für die Pfingstrosen überzeugt. Wenn er rot verwenden würde, kann er die Blüte nicht schattieren und sie würde platt wirken. Zwar sehr traditionell, aber schlecht soll es ja auch nicht werden. Also werden die Blüten von dunklem Magenta zu rosé aufblühen. Die Fotos haben leider keine so gute Qualität, da die Selfiekamera einen Schaden hat.
Der Michi hat zunächst mit den Blättern angefangen und heute fühlt sich das Tätowiertwerden anders an; die Nadeln sind irgendwie anders....stumpfer? In der Tat werden wieder andere Nadeln für's Einfärben genommen, als für's Schattieren. Beim Ausmalen mit den Buntstiften habe ich schon geahnt, was mir geschehen wird. Rund um die Brust ist es wieder mal kein Vergnügen.
Nach dem Tätowieren kommt wieder das Verpacken mit der Suprasorb. Aber heute geht es besser zu Stückeln, da nur die Blätter und die begonnene Pfingstrose abgedeckt werden müssen. Und ich kann sagen, es ist wirklich notwendig dieses Mal. Es kommt viel mehr Wundflüssigkeit, als bei den letzten Terminen. Sogar soviel, daß ich daheim angekommen, dicke gefüllte Blasen unter der Folie habe und der "Saft" an den Rändern seinen Weg sucht. Hemd und Unterhemd sind wieder einmal betroffen und werden aber mit kaltem Wasser wunderbar wieder sauber. Ich entscheide mich dazu die Folie komplett herunterzunehmen und die Partien neu zu versorgen:
Ich bin begeistert von dem Ergebnis. Die Blätter sind wunderschön geworden und haben eine enorme Transparenz. An der Pfingstrose kann man schon leicht erkennen, wie schön sie dann wird.
Die Blätter und die Pfingstrose verklebe ich wieder neu mit der Suprasorb, an die ich mich schon gewöhnt habe. Sie stört nicht mehr so und ich merke teilweise kaum, dass sie noch auf der Haut ist.
Ein Lob habe ich von jemandem gehört, der sich mit Tätowierungen sehr gut auskennt und durch Conventions viele Künstler gesehen hat:
Ein typischer Lorber! Die Linien, wie aus dem Laserdrucker!
Bin gespannt wie es aussieht, wenn die Folie runter ist.....
Es wird von Tag zu Tag schöner und die Farben leuchten regelrecht!
Und hier ein paar Detailaufnahmen:
Freitag 05.05.2017 Mein letzter Urlaubstag und ich fahre nach dem Frühstück schon ins Oberland. Nachdem passende Termine rar sind, habe ich vereinbart, wenn der vorherige Doppeltermin nicht mehr kann oder mag, bin ich in der Nähe und kann kurzfristig "einspringen", damit wir mit meinen Peonien voran kommen. Meine geplanten Besorgungen hatte ich schon erledigt und prompt kommt die Nachricht, ob ich schon eine Stunde früher einspringen kann. Sehr gerne !!!! Schnell noch etwas Essen und ab zur Parkplatzsuche in Bad Tölz. Ich bin rechtzeitig dort und es kann gleich losgehen. Die Farbe für die Peonien war schon beim letzten Mal ausgesucht. Ich wollte sie nur in unterschiedlichen Schattierungen haben; die auf der Brust soll dominanter sein, als die auf der Schulter. Die Blüte auf dem Oberarm soll am hellsten werden. Michi startet mit der Schulter. Der Schmerz ist erträglich. Wenn er über dem Schlüsselbein arbeitet, vibriert sogar der Knochen auf der anderen Seite.
Es geht weiter mit der Brust. Oh verdammt, so schmerzhaft hatte ich mir den Termin nicht vorgestellt. Heute wird alles bisherige in den Schatten gestellt. Er hat die Brustbereiche nun schön häufiger bearbeitet, aber so extrem war es noch nicht. Mein Vorgänger hat an dem Tag Ähnliches berichtet - liegt es am Mond????
Nun denn, man weiß ja, wofür man es macht. Es wird einfach wunderschön. Und wenn die Brust fertig ist, ist auch der Schmerz vergessen und der Stolz kommt durch.
Michi bringt vor magenta noch etwas schwarz in die Haut ein, damit die Schattierung besser wird.
Faszinierend, wie er die Blütenblätter so unterschiedlich arbeitet, daß wirklich jedes - wie in der Natur auch -anders aussieht. Die Blüte bekommt eine wunderschöne Tiefe.
Rechts kann man sehr gut erkennen, wie die letzte Hilfslinie mehr und mehr verschwindet. Unten ist ein anderes Beispiel. Die zwei Linien auf dem Rücken vom Koi sind kaum noch zu sehen.
Die Stelle auf dem Oberarm ist heute ein Kinderspiel und sehr gut auszuhalten. Im Gegensatz zum Grün vom letzten Termin, produziert das Magenta nicht so viel Wundflüssigkeit und nach dem Abkleben mit der Suprasorb entstehen dieses Mal keine großen Blasen. Die Folie lasse ich bis zum Dienstag drauf. Duschen ist mit der Folie kein Problem und alle Bereiche sind perfekt "abgedichtet".
Nach dem Auspacken starte ich wieder das übliche Waschen-Eincremen-Pflegeprogramm. Dadurch, daß sich keine Krusten bilden, kann sich keine Farbe lösen. Von der Folie bin ich restlos begeistert und kann sie jedem nur empfehlen. Die anschließende Pflege erledige ich mit dem Gel W, was sich als sehr gut anwendbar beweist. Das Gel kühlt erst und bildet anschließend eine Art hauchdünnen Schutzfilm. Die Verheildauer ist sehr kurz, aber der nächste Termin ist erst am 08.06.2017 und ich kann es irgendwie gar nicht abwarten.
Mittlerweile sind vier Wochen vergangen. Das Tattoo hat sich verändert - es "reift"!
Das Tattoo verändert auch mich. Es macht mich stolz. Es unterstützt mich in der Persönlichkeitsentwicklung. Es macht frei von Vorurteilen gegenüber Menschen, die anders aussehen, als der Standard. Ich bin im Alltag gespannt auf das, was die Menschen, die Tätowierungen oder anderen Körperschmuck haben, zu sagen haben. Was ihre Beweggründe sind, Ihren Körper zu verändern.
Es haben sich mittlerweile sehr interessante Begegnungen und Freundschaften entwickelt, die sich ohne mein Tattoo nicht ergeben hätten. Ich bin sehr froh, diese Erfahrung zu machen und kann nur empfehlen, die Menschen einfach mal vorurteilsfrei anzusprechen.
Ich vergleiche die Qualität meines Tattoos mit der von Mitbewerbern und bin jedes Mal wieder froh, daß ich einen Meister gefunden habe und freue mich auf jeden nächsten Termin.
Donnerstag 08.06.2017 Nachmittagstermin um 15:00 Uhr ist angesetzt. Heute bekommt der Koi Leben eingehaucht. Er soll blau werden - wie blau, das überlasse ich dem Meister. Er weiß, was am Besten ausschaut. Zunächst schattiert er wieder, um die Tiefe einzuarbeiten.
Sehr schön ist er geworden. Werde jetzt von einem wunderschönen Koi begleitet.
Für den nächsten Termin steht der Innenarm an. Habe da schon Horrorgeschichten bezüglich des Schmerzes gehört. Als Motiv ist die Wahl auf einen Foo-Dog (bzw.: Komainu, Tempelwächter, Wächterlöwe) gefallen:
ein Schutzsymbol.
Selbst die Haare vom Foo-Dog im oberen Bereich, die er weit in die Achsel gezogen hat, waren sehr gut erträglich und auch die Schattierungen waren gut auszuhalten.
Die Anschlüsse rundum an die bestehenden Bereiche wurden angepasst, der Koi hat etwas mehr Flosse im unteren Bereich bekommen, da die Kurzarm-Oberhemden mehr abdecken. Man sieht das Tattoo nicht drunter.
Als Farbe für den nächsten Termin hatte ich an Oliv gedacht. Aber mal sehen, was der Meister sagt, denn:
Er weiß, was am Besten ausschaut!
Freitag 28.07.2017 Mittagstermin, 12:00 Uhr:
Die Farbauswahl fällt nun doch auf oliv mit goldgelb. Der Meister schattiert zunächst die dunkleren Flächen und ich nehme fast Alles wieder zurück, was ich über das andere Schmerzempfinden geäußert habe. Es liegt aber daran, daß er zunächst schattiert hat und dann nochmal mit Farbe in die gleichen Flächen einsticht.
Hätte man die Schattierung erst nochmal verheilen lassen und dann erst mit Farbe angefangen, wäre es auch leichter auszuhalten. Wir wollen aber heute fertig werden, also wird nicht rumgezickt, sondern ausgehalten.
Im Vergleich zu den Blütenblättern auf der Brust, ist der Innenarm bei mir trotzdem noch gut aushaltbar.
Zwei Tage ohne Alkohol haben sich auch ausgewirkt. Es blutet heute nicht so stark wie beim letzten Mal. Da gab es am Vorabend noch 2 Gläser Wein und Michi hat gleich gefragt, was ich gemacht habe. Auch eine Art des Alkotests!
Das Ergebnis ist es jedenfalls Wert, wenn der Tätowierer auf sein abgeliefertes Werk neidisch ist und selber so einen Foo-Dog haben möchte. Doch wer sollte den in der Präzision stechen können?
Wir haben FERTIG!!!!!
Sobald die neuen Stellen abgeheilt sind, wird es ordentliche Fotos vom Ergebnis geben.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich bin total begeistert und mit dem Ergebnis mehr als zufrieden! Es war allen Verzicht und "Leiden" wert. Ich würde es sofort wieder tun.
Nach dem Sommer und dem verbundenen Sonnenbaden mit Lichtschutzfaktor 50 hatte sich das Tattoo verändert und die Farbe ist blasser geworden. Ich dachte, daß es wohl so bleiben wird - es war immer noch wunderschön und ausdrucksstark - aber nachdem die Sonnenbräune sich verzogen hat, ist das Tattoo wieder genau so strahlend und die Farben sehr intensiv. Und ich bin sehr stolzer Träger dieses Meisterwerkes!
Dann kommt die Frage: welche Farbe sollen die Flossen bekommen? Wir diskutieren, ob gelb oder eher orange.
Seine Wahl wäre orange... also Bitte: er weiß, was am Besten ausschaut!
Anfangs ist es ungewohnt im Spiegel oder im Augenwinkel betrachtet, eine so blaue Stelle am Körper zu haben. Aber man gewöhnt sich mit den Tagen dran.
Zunächst konnte ich mir nicht vorstellen, wie der Michi, das Motiv an der Stelle platzieren will und wie es ausschauen wird. Selbst als er mir die Zeichnung geschickt hat, war ich mir noch nicht sicher. Ich muß mich wiederholen: er weiß, was am Besten ausschaut!
Dienstag 18.07.2017 Mittagstermin, 12:00 Uhr:
Der Vorgängertermin ist noch in Arbeit. Brust und Oberarm als erstes Tattoo. Kommt mir sehr bekannt vor. Michi perforiert die Brust mit seiner Tattoomaschine und der Kunde ist gar nicht böse, daß die Zeit auf dem Stuhl abgelaufen ist.
Nachdem der Arbeitsplatz neu hergerichtet ist, überträgt Michi die Vorlage, um sie auf dem Innenarm zu platzieren. Leider nimmt er für den Übertrag keinen Deostift, sondern ein ,unter Tätowierern altbekanntes, stinkendes Mittelchen. Der Geruch zieht kaum ab, obwohl die Tür weit geöffnet ist.
Sitzt, passt und gefällt.
Ich bin gespannt, wie es im Innenarm ist. Aber bin trotz Allem sehr tiefenentspannt. Vielleicht macht es das aus, oder ich habe im Innenarm ein sehr außergewöhnliches Schmerzempfinden. Es ist nichts, gegenüber dem Tätowiertwerden auf der Brust. Es geht - es ist nicht angenehm, aber auch nicht sonderlich schmerzlich.
Danke an den großen Meister dieser Kunst:
Michael Lorber von Lorber Tattoo, Rathausgasse 1
am Nockherplatz, D-83646 Bad Tölz
http://www.michaellorber.de
https://www.facebook.com/michael.lorber.50
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